Nachtgedanken zähmen: Immer sitzt da das kleine Teufelchen!

Neulich habe ich gelesen, dass gemäss einer Studie 85 Prozent der Dinge, über die wir uns in schlaflosen Nächten den Kopf zerbrechen, gar nie eintreffen und wenn, dann weitaus weniger schlimm als unser Hirn sich das vorgestellt hat.

Ich fühlte mich seltsam ertappt.

Tatsächlich gehört leider auch zu meiner nächtlichen Freizeitbeschäftigung, mir einfach einmal auf Vorrat Sorgen zu machen.

Dabei befinde ich mich in einer absolut privilegierten Lage, die für eine Schweizerin nicht einmal besonders aussergewöhnlich ist: Ich lebe in einem Land des Friedens, bin gesund, habe jeden Tag genug zu essen, einen Job, der mich mit Freude erfüllt, eine liebende Familie und Partnerschaft, bin gut versichert – warum also drehen sich jeweils nachts die unbestimmten Ängste wie in einer Waschmaschine?

Bewusst atmen – ja ich weiss. Das versuche ich ja!

Aber dann mache ich mir Sorgen, dass ich dadurch wichtige Schlafenszeit verliere, was wiederum dazu führt, dass ich noch weniger einschlafen kann.

Irgendwie sind wir Menschen, oder zumindest einige von uns, nicht für die Gegenwart gemacht. Statt sich an der sonnigen Schönheit eines Tages zu erfreuen, sorgen wir uns, ob wir wohl genügend Sonnencrème aufgetragen haben.

Immer sitzt da das kleine Teufelchen, das warnt: Sei wachsam, im Leben wird dir nichts geschenkt! Alles hat einen Haken!

Vielleicht liegt’s am Gehirn, das immer noch denkt, wir müssten täglich einem Säbelzahntiger ausweichen, obwohl das Gefährlichste an meinem Tag oft schlicht der zu heisse Kaffee ist...

Vielleicht gelingt es mir ja doch noch, aufgrund des Wissens aus der Studie, meinem Hirn ein Kissen hinzulegen und ihm zuzuraunen: «Ist ja gut, Liebes. Alles nur Hirngespinste! Lass uns schlafen!»