Ausgerechnet SP-Mann lobt Self-Checkout: «Lebensqualität»

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Goldküste,

Self-Checkout-Kassen sind aus Supermärkten kaum mehr wegzudenken. Auch wenn sie Jobs ersetzen, gibt es Unterstützung für die Kassen sogar aus Reihen der SP.

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Self-Checkout-Kassen erfreuen sich grosser Beliebtheit – jetzt auch in den Reihen der Arbeiterpartei SP. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein SP-Mann lobt Self-Checkout-Kassen als einen Lebensqualitäts-Booster.
  • Das «Jobkiller-Argument» lässt der Vertreter aus der Arbeiterpartei nicht gelten.
  • Die SP ist beim Thema aber uneins: Einige Politiker fordern sogar eine Checkout-Steuer.

Beliebt bei der Kundschaft, unbeliebt bei den Mitarbeitenden: Weil sie zu mehr Stress führen können und als «Jobkiller» gelten, sind Self-Checkout-Kassen umstritten.

Eine von der Gewerkschaft Unia in Auftrag gegebene Umfrage unter Verkaufspersonal zeigte: Die Mitarbeitenden berichten von wachsendem Arbeitsdruck, mehr Konflikten mit Kundschaft und Zukunftsängsten angesichts der rasanten Automatisierung.

Nun kommt ausgerechnet Lob für die Selbstbedienungskassen aus den Reihen der Arbeiterpartei SP!

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Simon Jacob von der SP lobt auf X Selbstbedienungskassen. - Screenshot X/Simon_Jacob1

Simon Jacob, Vizepräsident der sozialliberalen Reformplattform der SP Schweiz, schreibt auf X: «Selbstbedienungs-Kassen sind der grösste Booster für die Lebensqualität von Introvertierten.»

Wie bitte?

Kritik lässt nicht lange auf sich warten. «Und ein Killer für Arbeitsplätze», moniert ein User etwa.

SP-Mann lässt «Jobkiller-Argument» nicht gelten

Auf Anfrage von Nau.ch erklärt Jacob sein Lob: «Als Introvertierter schätze ich selber die Self-Checkout-Kassen. Da ich dadurch, ohne mit fremden Menschen in Kontakt zu treten, schnell Sachen einkaufen kann.»

Nutzt du Self-Checkout-Kassen?

Die Kritik erwidert der Politiker mit einem Beispiel: «Wenn man das ‹Jobkiller-Argument› konsequent zu Ende denken würde, müsste man auch die Elektrifizierung ablehnen: Zum Beispiel brauchte man früher mindestens zwei Personen, um eine Dampflok zu betreiben, bei heutigen Elektroloks reicht nur eine Person.»

Die Ansicht, die Digitalisierung und der technische Fortschritt würden zu einer höheren Arbeitslosigkeit führen, teilt Jacob nicht.

SP uneins bei Selbstbedienungs-Kassen

«Da in der Schweiz Vollbeschäftigung und ein Arbeitskräftemangel herrscht, hat sich die These offensichtlich nicht bewahrheitet. Und ich sehe nicht, weshalb das gegen meine sozialdemokratische Haltung sprechen sollte.»

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Simon Jacob von der SP ist Fan der Selbstbedienungskassen – und findet das mit seiner sozialdemokratischen Haltung vereinbar. - SP Zumikon

Aus der SP gibt es zu den Self-Checkout-Kassen durchaus auch andere Ansichten. So forderten mehrere SP-Politiker aus der Westschweiz in der Vergangenheit, automatische Kassen zu besteuern.

Davon hält der Sozialliberale Simon Jacob wiederum nichts – mit Verweis auf die sozialen Folgen. «Das würde schlussendlich dazu führen, dass die erhöhten Kosten auf die Kundinnen und Kunden abgewälzt werden. Was vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen zusätzlich belasten würde.»

Gewerkschaft bestätigt Belastung durch Self-Checkout-Kassen

Die Gewerkschaft Unia, die der SP nahesteht, schreibt auf Anfrage von Nau.ch: «Herrn Jacobs Meinung werden wir nicht kommentieren.»

Sie verweist auf frühere kritische Aussagen zu Self-Checkout-Kassen. Kürzlich bestätigte die Unia, dass die Arbeit im Selbstbedienungsbereich besonders belastend sei.

Zum einen müsse das Personal mehrere Kassen gleichzeitig betreuen – und werde oft noch mit zusätzlichen Aufgaben im Laden konfrontiert.

Der heikelste Teil jedoch sind die Stichprobenkontrollen.

Obwohl diese zum Alltag gehören, seien sie häufig Auslöser für Spannungen, sagte Unia-Sprecherin Elisabeth Fannin zu Nau.ch: «Es ist nicht die Aufgabe des Verkaufspersonals, ‹Polizei› zu spielen. Die Kontrollen können zu Konflikten mit Kundinnen und Kunden führen.»

Von der Kundschaft wünschten sich die Mitarbeitenden «mehr Respekt für ihre Arbeit». Ein einfaches Grüezi, Blickkontakt, das Abnehmen von Kopfhörern – laut Unia alles Selbstverständlichkeiten, die im Alltag dennoch oft fehlen. «Das darf man von Kundinnen und Kunden erwarten», so Fannin.

Kommentare

User #585 (nicht angemeldet)

Die SP ist schon längst keine Arbeiterpartei mehr. Sie versenken den Mittelstand und wollen am liebsten Hinz und Kunz durchfüttern und gesundstossen, auf Kosten von uns Steuerzahlern.

User #3670 (nicht angemeldet)

tatsächlich! die SP ist nicht für Lebensqualität bekannt😂

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