MotoGP: Krisen-Hersteller Honda im Aufwind – bis auf ein Sorgenkind
Sieg in Le Mans, zweiter Platz in Silverstone – Johann Zarco verleiht Honda in der MotoGP gerade Flügel. Ausgerechnet sein Teamkollege sorgt für Ratlosigkeit.

Das Wichtigste in Kürze
- Honda befindet sich in der MotoGP im Aufwind – zumindest mit drei seiner Fahrer.
- Somkiat Chantra kann mit seinen Markenkollegen bei weitem nicht mithalten.
- Der Thailänder stellt Honda vor ein Problem – auch wegen seines Hauptsponsors.
Dass Somkiat Chantra unter den drei Rookies in der MotoGP den schwersten Stand haben würde, war vor Saisonbeginn klar. Honda ging als Schlusslicht unter den fünf Herstellern in die Saison. Doch mit dem Sieg in Le Mans und Rang zwei in Silverstone hat Johann Zarco die Perspektive geändert.
Auch die Werks-Piloten Joan Mir und Luca Marini zeigten in dieser Saison phasenweise den Fortschritt der RC213V. Nur einer kann nicht mithalten – Chantra ist von «konkurrenzfähig» mittlerweile weiter entfernt als zu Saisonbeginn. Beim Saisonstart in Thailand lag er im Ziel 31 Sekunden zurück. Zuletzt in Silverstone war es mehr als eine Minute.

Zur Ehrenrettung des 26-Jährigen sei gesagt: Sein Start in der Motorrad-Königsklasse war von starken Armpump-Problemen eingeschränkt. Wegen der notwendigen Operation verpasste er den Frankreich-GP, kehrte erst in Silverstone zurück. Und war dort kein Stück näher dran an der Spitze als vor dem Eingriff.
Chantra schadet Honda in der MotoGP
Das schmerzt nicht nur Chantra, es schadet auch seinem Arbeitgeber Honda. Denn auch wenn Zarco dem japanischen Hersteller gerade Aufwind verschafft – man kämpft immer noch um Anschluss. Mit seinem grossen Rückstand auf die Markenkollegen liefert Chantra für die Ingenieure kaum brauchbare Daten.

Das stellt Honda vor ein unangenehmes Problem. Chantras Motorrad im Kundenteam LCR wird vom asiatischen Sponsor Idemitsu finanziert – und der hat Ansprüche. Der Startplatz ist für asiatische Fahrer reserviert, Chantras Vorgänger war der Japaner Takaaki Nakagami. Dessen Rücktritt – und Oguras Aprilia-Wechsel – machten Chantra zur Notlösung.
Honda ohne Idemitsu – dafür weiter mit Marini?
Nun erweist sich der Thailänder – wie befürchtet – als nicht MotoGP-tauglich. Das bringt Honda in die Bredouille, denn eine asiatische Alternative gibt es nicht. Und ohne einen asiatischen Piloten würde Idemitsu seine Mitgift für das LCR-Honda-Motorrad wohl drastisch reduzieren.

Gut möglich aber, dass dieses Szenario für Honda sogar zum Gewinn wird. Denn die Japaner dürften 2026 den aktuell verletzten Weltmeister Jorge Martin von Aprilia holen. Bei Luca Marini läuft zwar der Vertrag aus, der Italiener trägt mit Konstanz aber zur Entwicklung bei. Ein Szenario wäre wohl, Marini – ohne Idemitsu – auf das zweite LCR-Motorrad zu setzen.